Wien
Noch im späten Mittelalter standen Reben auch innerhalb der Stadtmauern von Wien, bis in den heutigen ersten Bezirk, heute liegt der Schwerpunkt des Weinbaus in den Vororten am Stadtrand: Die Lagen am Bisamberg nördlich der Donau, bewirtschaftet von Winzern aus Strebersdorf, Stammersdorf und Jedlersdorf, sind günstig für die Burgunderfamilie.
Im 17., 18. und vor allem 19. Gemeindebezirk mit den Ortsteilen Heiligenstadt, Nussdorf, Grinzing, Sievering und Neustift am Walde sind Riesling, Chardonnay und Weißburgunder auf den meist sehr kalkreichen Böden bevorzugt. Im Süden Wiens mit Mauer, Rodaun und Oberlaa sind Schwarzerdeböden zu finden, gut für kraftvolle Weißweine und opulente Rotwein-Cuvées. Kaum ein Winzer verzichtet aber auf den traditionellen Gemischten Satz, bei dem im Weingarten verschiedene Rebsorten gemeinsam ausgepflanzt sind, die auch gemeinsam geerntet und zu Wein verarbeitet werden. Früher als Risikominderung bei ungleichmäßigen Erntebedingungen vorgesehen, erfreut sich dieser Weintyp heute wieder großer Beliebtheit. Ebenso wiederentdeckt wurde die Toplage Nussberg, die junge, ideenreiche Winzer aus allen Teilen der Weinstadt, auch Quereinsteiger, beinahe magisch anzieht.
Auch die Anziehungskraft der Wiener Institution des Heurigen ist legendär. Ob durchgehend geöffnetes Lokal mit üppigem, kaltem und warmem Büfett oder kleine, versteckte Buschenschank in den Kellergassen mitten in den Weingärten, der nur wenige Wochen im Jahr geöffnet hat, ein wahrer Besuchermagnet sind sie alle, für Einheimische genauso wie für die zahlreichen Touristen. Und auch anspruchsvolle Weinfreunde kommen beim wachsenden Angebot an Topweinen, die auch glasweise ausgeschenkt werden, auf ihre Rechnung. Dass die moderne Kellerarchitektur und das technologische Equipment sich gut mit der Tradition alteingesessener Familienbetriebe verknüpfen lassen, ist ebenfalls ein sympathischer Zug der Entwicklung des Wiener Weinbaus.